Warum die Telekom-Drosselung wenig bis gar nichts mit der Netzneutralität zu tun hat

Es ist echt wieder verwunderlich in den letzten Tagen… Die Telekom kündigt an, dass sie ihre Kunden ab einer bestimmten Trafficmenge drosseln möchten. Das mag man nun als Ausdruck der Privatautonomie sehen oder als große Chance sich wieder zu empören, aber das soll hier gar nicht das Thema sein. Vermengt wird die ganze Diskussion mit dem Thema Netzneutralität.

Der erste Punkt ist, dass anscheinend der größte Teil, auch der Medien, gar nicht weiß was Netzneutralität bedeutet und auch gar nicht versteht, warum Netzneutralität wichtig sein könnte. Den Vogel schoss gestern der Deutschlandfunk im Interview mit dem Pressesprecher der Telekom ab (Eine Abschrift gibt es hier). Der Interviewer fragt:

Ein Vorwurf, der immer wieder im Raum steht in dieser Frage, ist die Netzneutralität, die Sie gefährden mit diesem Schritt. Netzneutralität, um das mal kurz festzulegen, besagt, dass alle Daten im Internet gleich behandelt werden. Niemand bekommt eine Extrabehandlung, nur weil er mehr bezahlt. Sie wollen damit jetzt Schluss machen.

Diese Aussage ist insoweit richtig, wenn man das „er“ in „nur weil er mehr bezahlt“ so versteht, dass „er“ der Anbieter der Leistung ist. Ein Verstoß wäre es zum Beispiel, wenn Microsoft Geld an die Telekom zahlen müsste, damit Leute auf „Bing“ gehen können. Kein Verstoß ist es dagegen, dass man für World of Warcraft monatlich 13 Euro zahlen muss und dies über die Telekomrechnung abgerechnet wird.

Der Telekomsprecher beantwortet diese komisch gestellte Frage ähnlich und zwar, dass kostenpflichtige Inhalte im Netz nichts mit der Netzneutralität zu tun hat, sondern etwas mit der Gratis-Kultur im Internet:

 Ich glaube, in dieser Debatte wird Netzneutralität teilweise mit einer quasi Gratis-Internetkultur verwechselt. Die Telekom steht für das freie und offene Internet, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Reguläre Internetdienste werden diskriminierungsfrei behandelt, das gilt für unsere Dienste genauso wie für alle anderen.

Bevor wir uns mit dem Wort „reguläre Internetdienst“ auseinander setzen und schauen, was er damit wohl meinte, wollen wir weiter den Verlauf des Interviews anschauen. Der Interviewer meinte nämlich mit „er“ in der ersten Frage ganz offensichtlich tatsächlich den Kunden:

Armbrüster: Aber Sie wollen trotzdem die Geschwindigkeit ab einer bestimmten Übertragungsmenge drosseln?

Blank: Ja. Der Kunde hat dann die Möglichkeit, neues Volumen nachzubuchen, und dann kann er mit hoher Geschwindigkeit weiterhin sämtliche Dienste nutzen, die der Telekom genauso wie alle anderen. Da gibt es keinen Unterschied.

Armbrüster: Aber das ist doch genau das, was die Netzneutralität besagt, dass das nicht passieren darf.

Blank: Die Netzneutralität besagt, dass das Internet frei und offen sein soll und die Kunden sämtliche Dienste nutzen können sollen. Das tun sie. Die Netzneutralität besagt nicht, dass das kostenlos zu erfolgen hat.

Armbrüster: Aber Ihre Kunden müssen künftig ab einer bestimmten Datenmenge mehr bezahlen?

Blank: Ja das müssen sie in Zukunft tun, wenn sie ein größeres Volumen brauchen. Das wird aber die allerwenigsten Kunden betreffen. Wir gehen davon aus, dass es bisher nur circa drei Prozent der Kunden betrifft.

Ganz offensichtlich, hat der Interviewer tatsächlich nicht verstanden, was die Netzneutralität ist. In der Audio-Version hört man noch viel besser, wie der Telekomsprecher etwas verdutzt ist, dass die Gegenseite gar nicht weiß was die Netzneutralität ist. Denn eigentlich müsste er sagen „Der Vorwurf, dass wir die Netzneutralität missachten würden, hat nicht direkt damit zu tun dass wir drosseln, sondern damit, dass bestimmter Traffic nicht als Internettraffic zählt“…

Um noch einmal kurz das tatsächliche „Problem“ zusammenzufassen: Die Telekom überträgt über die Telefonleitung nicht nur „Internet“, sondern auch an vielen Standorten „Telefon“ (Das heißt es läuft nicht mehr analog oder über ISDN, sondern es wird quasi per VOIP telefoniert, der Kunde merkt davon aber meist nichts) und „Fernsehn“. Die Telekom drosselt bei den großen Leitungen ab 200gb Traffic im Monat. Zu den 200gb zählt aber nur „Internet“, wenn man dagegen 10 Stunden mit seinem Telefon telefoniert hat und die Daten über die Telekomleitung flossen, wird der entstanden Traffic nicht abgezogen. Das gleiche zählt, wenn man Fernsehn von der Telekom bezieht.

Auf dem ersten Blick verstößt dies tatsächlich gegen die Netzneutralität, man muss sich aber im klaren darüber sein, was hier passiert. Vorher wurden Telefon und Fernsehn analog übertragen. Auch das Internet wurde in seinen Anfangszeiten analog als Telefonsignal übertragen. Dann wurde später zumindest Telefon und Internet digital übertragen und mittlerweile wird auch Kabelfernsehn digital übertragen. Aktuell läuft es also so, dass bei fast allen Anbietern (egal ob Telefonanbieter oder Kabelanbieter der auch Internet anbietet) alle drei Produkte digital übertragen werden. Ob das Fernsehn und das Telefon nun „per Internet“ übertragen wird oder das Internet „per Telefon“ übertragen wird, kann man sich köstlich drüber streiten. Jedenfalls haben sich die Provider dazu entschlossen, dass es softwareseitig (auf Seiten des Kunden) eine Priorisierung gibt, das heißt Telefon und Fernsehn werden bevorzugt. Reicht die Bandbreite also mal nicht aus, wird das Internet langsamer, Telefon und Fernsehn gehen aber noch.

Wenn dies alles nun tatsächlich gegen die Netzneutralität verstoßen würde, dann hätten wir noch nie Netzneutralität gehabt. Es würde viel mehr die Anbieter dazu zwingen, dass sie drei Kabel legen müssten: Telefon, Fernsehn und Internet… Und das obwohl alles mittlerweile der gleichen Technik folgt. Es ist natürlich mit der Netzneutralität problemlos zu vereinbaren, dass alle Leute mit Internetanschluss die gleichen Bedingungen haben. Wer zusätzlich noch einen Telefon- oder Fernsehnanschluss beim gleichen Anbieter hat (und extra bezahlt) darf dafür natürlich nicht benachteiligt werden. Viel mehr ist es selbstverständlich, dass wenn ich 10 Euro extra für die Telefonflat im Monat zahle, mir das dann nicht von meinem Internettraffic abgezogen wird. Oder um einfach ein paar Jahre zurückzugehen. Als das Internet noch analog übertragen wurde, sind Telefongebühren angefallen. Das heißt, dass 10 Minuten Internet genau soviel gekostet haben, wie ein 10 Minuten Telefonat (es nutzte ja die gleiche Leitung und Technik). Mit der Einführung der Internetflatrates (Telefonflatrates kamen deutlich später) hätte man damit quasi gegen die Netzneutralität verstoßen, denn während Telefonate immer noch teuer im Minutentakt abgerechnet wurden, zählte die Internetzeit nicht drauf… Kein Mensch hätte sich drüber beschwert.

Und ja tatsächlich hat Skype dann zum Beispiel ein Nachteil, denn sein Traffic wird vom Internettraffic abgezogen. Das ist aber ja die Entscheidung von Skype gewesen, dass ganze per Internet zu realisieren (inklusive den günstigeren Kosten und allen Vorteilen die Skype so hat). Skype wird auch gegenüber einem „normalen“ Telefonanschluss benachteiligt, denn wer heute kein Breitbandinternet hat, kann eher schlecht als recht Skypen, aber problemlos telefonieren und analoges Fernsehn empfangen. Kurios wurde es dann, als große Videoportale sich darüber beschwerten, dass die Telekom die Limits einführen wird. Um das ganze mal zu übertragen: Das wäre so als würde Mercedes die Tankstellen dafür kritisieren, dass ihr Benzin so teuer ist. Oder als würden Heißpilzhersteller die hohen Strompreise angreifen. Das ganze nennt man mehr oder weniger Anpassung am Markt…

Das wirklich kuriose ist aber, dass die Telekom an einem ganz anderen Ende die Netzneutralität tatsächlich angreift. Denn die Telekom hat einen Deal mit Spotify, der das Streamen von Musik erlaubt, welches nicht auf den (mobilen) Traffic angerechnet wird. Hier besteht dann tatsächlich ein Deal zwischen einem Medienanbieter und einem Provider. Und hier wird auch ein klassischer Internetdienst angeboten (zumindest, wenn man Spotify nicht zum Radio-Rundfunk zählt). Hier könnte man wunderbar streiten, ob die Telekom die Netzneutralität verletzt… Die Drosselung von Anschlüssen mit Herausnahme von Telefon- und Fernsehntraffic ist dagegen keine Verletzung der Netzneutralität (wird übrigens in der gleichen Form auch bei ALLEN anderen Anbietern so gemacht, die Telefon, Fernsehn und Internet digital anbieten).

Und damit lösen wir dann auch auf, was der Pressesprecher mit „regulären“ Internetdiensten meint. Damit meint er alle Produkte, die direkt über das Internet vertrieben werden und nicht per VLAN nur zufällig die gleiche Technik verwenden, wie zum Beispiel ein Telefonanschluss nicht nur Internet überträgt, sondern auch Telefongespräche oder ein Kabelanschluss nicht nur Internet überträgt, sondern auch Fernsehn.

23 Gedanken zu „Warum die Telekom-Drosselung wenig bis gar nichts mit der Netzneutralität zu tun hat“

  1. Ich habe das „er“ am Anfang aber auch so aufgefasst, dass es um einen Konzern geht, der sich bei einem Provider einkauft und wollte noch zustimmen, aber der Rest kam dann doch komisch. Ach ja, und ich glaube ehrlich gesagt, dass das wesentlich mehr Kunden treffen wird als „3%“. Es sei denn die Telekomiker rechnen jetzt schon nur die Kunden ein, die nach der Ankündigung noch beim Anbieter bleiben.

    Was ist nun eigentlich der korrekte Wert? Ich habe auf einigen Seiten etwas von „ab 75 GB wird gedrosselt“ während auf anderen etwas von „200 GB“ steht.

    Und ja, ich sehe das Problem eben auch, dass Deals mit bestimmten Herstellern geschlossen werden, die dann vom Limit freigestellt sind. Dadurch hat der Kunde keine Wahlfreiheit mehr und es bedeutet, dass man durch den Provider im Grunde direkt an bestimmte Dienste, bei denen Ein Abkommen besteht, gefesselt ist. Und wenn sich das System durchsetzen sollte, wird das letztlich dazu führen, dass Deals mit verschiedenen Video-Plattformen, etc. geschlossen werden und die Provider damit werben, welche Dienste bei ihnen nicht auf das Limit angerechnet werden. Der Kunde entscheidet sich dann mit der Nutzung eines Providers quasi direkt für die „Bindung“ an eine Reihe weiterer Dienste. Und genau das sollte man doch kritisch sehen und hier würden unabhängige Anbieter klar benachteiligt, was auf kurz oder lang zu einer Verarmung von Indie-Projekten führt, zumindest in Deutschland.

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    • Je nach dem wie viel Speed du hast steigt dein Traffic. 16 Mbit hat z.B. n 75gb limit und dann steigt es 50Mbit/200gb, 100Mbit/300gb und 200Mbit/400gb

      Aber es werden ja gar keine Deals mit bestimmten Herstellern geschlossen. Das würde die Netzneutralität vermutlich verletzen… Aber das hat ja nix mit einer Traffic-Abrechnung zu tun.

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      • Nichtsdestotrotz isses halt ne Sauerrei und ich hoffe, dass sich das nicht durchsetzt. Grade im Vergleich zu anderen Ländern wäre das ne Zumutung und Restaurants oder Hotels, die freies WLAN anbieten wären auch gekniffen.

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  2. Hat die Drosselung der Telekom nicht viel mehr den Grund die 3% der Traffic-Nutzenden Kunden so weit auszubremsen, dass sie das Problem des Fehlenden Glasfaser in den Großstädten in die Zukunft verlagern? Und bis dahin den Markt über Entertain Tarife abmelken? Was übrigens bei uns zu Hause nie wirklich flüssig lief…

    Will ich als Kunde nun eines Entertain Anschlusses lieber meine Multimediaberiselung über Netflix, AppleTV oder YouTube empfangen, so wird man hier schnell eingeschränkt. Auch dürfte der Zugang zu ausländischen Inhalten erschwert werden, wenn diese Anbieter keinen Service-Vertrag mit der Telekom abschließen.

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    • Ich glaube die ganzen komplizierten Verschwörungstheorien übersehen einfach das Naheliegendste:

      Die Telekom bietet heute nichts, was andere Anbieter nicht auch anbieten (selbst zu Congstar gibt es eigentlich gar kein Alleinstellungsmerkmal), sie kosten aber einfach mal 10 Euro mehr im Monat.

      Die Telekom wird sicher versuchen sich zukünftig als Premiumanbieter zu etablieren. Das heißt sie könnten mit Sachen wie kostenfreier Hotline, garantierter 24 Stunden Entstörung oder flächendeckendes 200Mbit auftrumpfen. Vor allem letzteres funktioniert aber nicht mit Powerusern. Somit konzentriert man sich einfach zukünftig auf die 97% 0815-User die lediglich bissel surfen, 1-2 YouTube Videos in der Woche anschauen und sonst nur ihre Mails checken. Die zahlen dann halt 10 oder 20 Euro mehr (bzw. zahlen das gleiche wie bei der Konkurrenz aber mit Trafficlimit), dafür erhalten sie besseren Service. Die ganzen Poweruser kann man dann mit Congstar abfarmen.

      Was die Leute auch übersehen: Der Kostenfaktor ist ja nicht der Traffic an sich, sondern die Last in den Spitzenzeiten. Wenn ich allen Kunden 200Mbit anbiete und die entscheiden sich am Abend alle gleichzeitig ihre dicken Games zu saugen, dann muss ja auch die Infrastruktur bereitstehen, die aber dann morgens um 5 Uhr brach liegt, wenn sie keiner braucht. Mit Trafficlimits kann man dem entgegensteuern, weil man dadurch einfach keine Kunden hat, die wirklich regelmäßig große Dateien downloaden.

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      • Na toll, das wird aber letztlich dafür Sorgen, dass die Leute am Monatsanfang wie irre saugen und somit den Traffic in die Höhe treiben, während man Ende des Monats dann kaum noch surfen kann, weil man eben gedrosselt wurde.

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          • Es ging mir auch jetzt darum, was passiert, wenn das Modell von den übrigen Providern übernommen wird. Wie ich mitbekommen habe, besitzt die Telekom ohnehin noch den Großteil der Netze und bezieht eben Nutzungsentgelte von anderen Providern. Ich nehme an, dass diese auch solcherlei Gebühren an diese weitergeben und auf dem Umweg dann auch wieder beim Kunden eines anderen Anbieters landen werden.

  3. Also ich persönlich sehe das problem nicht in der Drosselung an sich, die ist ja verständlich. Für mich liegt das Problem bei den 384 KBit/s auf die gedrosselt werden soll. Weil das ist einfach GAR nichts. Wenn man die leitung ein wenig drosseln würde ok, aber so viel? das ist für mich nicht mehr nachvollziehbar.

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    • Naja wenn man dich auf 1 Mbit drosselt kannste ja noch gechillt rumsurfen und selbst downloaden geht noch… Man will aber ja, dass du neuen Traffic kaufst.

      Aber ich denke auch, dass das vermutlich der sinnvollste Kompromiss wäre, dass man die Geschwindigkeit einfach auf n Speed drosselt, mit dem man wirklich noch anständig surfen kann (also 1Mbit oder mehr).

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      • Habe mich vllt falsch ausgedrückt. Wirtschaftlich gesehen ist es absolut nachvollziehbar—> so viel drosseln dass die leute mehr kaufen.

        Aber ich glaube einfach, mit einer weniger heftigen drosselung hätte die telekom weit weniger gegenwind gehabt.

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  4. Was mich interessiert wie is das denn jetzt muit der Sache das sich große Seiten wie YouTube gegen ne Gebühr aus dieser „trafficverbrauchenden“ Sparte raus kaufen?( Sprich sie entrichten ne Gebühr und schon wird das auf diese Seiten zu gehen nicht mehr zu den 200gb Traffic die mir verbleiben gerechnet, ähnlich der Sache mit Spotify) Oder hab eich da in der Disukussion falsch verstanden?
    Ich dachte das die meistem im Internet dagegebn Sturm laufen, da somit große Seiten weiterhin benutzbar bleiben jedoch Sachen wie Filesharingsites raus fliegen. Würde das denn nicht gegen die Netzneutrlität verstoßen? Da so ein 2 Klassen Internet für Telekomuser geschaffen würde, vorrausgesetzt die Seitenbetreiber zahlen eine solche Gebühr.

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    • DAS würde vermutlich tatsächlich die Netzneutralität verletzen.

      Das macht Google übrigens bereits mit Orange.

      Das Thema ist aber relativ komplex, da die Netzneutralität faktisch jegliche Gebühr für empfangen Traffic der Provider verbietet. Traffic wird abgerechnet bei dem Provider der ihn verschickt. Das Problem ist aber, dass Kosten auf beiden Seiten anfallen. Das heißt ein Provider der YouTube den Traffic bereitstellt, kriegt von Google nen Haufen Geld, aber die Kosten entstehen zum großen Teil halt auch bei dem Provider, der die Daten empfängt. Im Endeffekt müsste es zwischen den Providern selbst eine Art Kostenausgleich geben, damit alles fair ist.

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  5. lieber ara, deine bemühungen im kartellrecht in allen ehren, aber du liegst falsch, lass dir das von einem fertig-ausgebildeten kollegen sagen.

    die verletzung der netzneutralität liegt mitnichten in der drosselung der datenmenge oder dem verlangten mehrpreis, sondern in der ausnahme von der volumenberechnung für telekom-eigene dienste. damit verdrängt die telekom wettbewerber aus dem contentmarkt über nichtleistungswettbewerb und da sie noch immer marktbeherrscher auf dem infragestehenden markt ist, handelt es sich um einen klaren fall eines kartellrechtswidrigen marktmachttransfers.

    also kurzfassung: drosselung = kein problem; priorisierung eigenr inhalte im datenvolumen = für einen marktbeherrscher unzulässig. vgl. §§19,20 GWB bzw. Art. 102 AEUV ( auch wenn in dem fall wohl keine zwischenstaatlichkeit vorliegt )

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  6. Mit dem Netzneutralitätskram hast du recht. Ich vermute dass ist sogar eine von der Telekom gestreute „Nebelkerze“, um vom eigentlichen Skandal abzulenken (ja ich weiß Verschwörungstheorie).
    Am Ende wird also rauskommen, dass die ganzen Spezielexperten in der Politik wie Rössler, oder die Facebookministerin Aigner eine Überprüfung durch die Bundesnetzagentur anstoßen, ob die Netzneutralität verletzt wird… und da kommt natürlich raus nein.

    Was der eigentliche Skandal ist, das die Telekom versucht den Leuten (erfolgreich) einzureden, dass der verursachte Traffic ein Hauptkostenfaktor bei einem DSL-Anschluss ist und es unsozial wäre, wenn die „Wenignutzer“ die „Vielnutzer“ subventionieren… Was natürlich absoluter Käse ist.
    Hauptkostenfaktor ist die Bereitstellung an sich, also DSLAM auf der Straße aufbauen, Daten und Stromkabel hinlegen lassen (und laufenden Strom bezahlen), Modem kaufen und im Kasten einbauen, Kundenservice, Werbung etc. pp. Das eigentliche Telefonnetz zum Kunden (letzte Meile) liegt ja schon (wurde mal in Zeiten als die Telekom noch Bundespost hieß mit Steuergeldern bezahlt).
    Der oft gebrachte Vergleich mit den Tankstellen ist daher völlig absurd. Der Spritpreis ist so hoch, dass er den Hauptkostenfaktor beim Unterhalt eines Autos darstellt (mal abgesehen vom Wertverlust). Niemand würde ernsthaft auf die Idee kommen, eine Spritflatrate wäre eine super Geschäftsidee.

    Im Gegensatz dazu kostet mehr Traffic fast nichts. Die gesamten Kosten entstehen sowieso (außer evtl ein bisschen Stromkosten durch irgendwelche Powersafe-Schaltungen bei Nichtnutzung in den Routern).
    Die Telekom ist so ein großer ISP, dass sie kostenlos mit den anderen ISP peeren können. Und selbst wenn man die Preise für Servertraffic mal anschaut, dann gibt es da für Einzelkundenpreise von 5 – 10 EUR/TB!

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    • Du kannst nicht einfach den Trafficpreis als Kosten für die Telekom annehmen. Es geht um die Kosten die entstehen, dass du zu Peak-Zeiten den Traffic handeln muss. Die Telekom hat doch heute schon massive Probleme den YouTube Traffic im eigenen Netz zu handeln… DAS ist das teure… Nicht der TB der irgendwann mal rübergeschoben wird mit low priority, sondern, dass du zu Hauptlastzeiten einfach unmengen an Traffic von YouTube auf deinen Backbones hast.

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      • Zum Thema Kosten für Traffic:
        https://www.golem.de/news/drosselung-1-gbyte-kostet-die-telekom-unter-1-cent-1305-99058.html

        Und das gilt wie in dem Text geschrieben nur für kleine Anbieter, die mit der Telekom peeren müssen, aber das nicht am DE-CIX machen können, da dort die Telekom nicht mitspielt, sondern eben an Telekomrechenzentren irgendwo auf dem platten Land, wo keine andere Anbieter als die Telekom Fasern liegen haben, die sie dann für teuer Geld bei der Telekom mieten müssen.

        Zum Thema youtube / Telekom und warum youtube im Telekomnetz „ruckelt“ gibt es schon lange Vermutungen zu, das die beiden Firmen sich jeweils bockig stellen und auf Ihrem Standpunkt verharren – auf Kosten der Endkunden.

        Fefe hat dazu was geschrieben in seinem Blog:
        https://blog.fefe.de/?ts=af889c49
        (vorletzter größerer Absatz von unten)

        Die ganze Sache mit den bösen vielen Traffic ist einfach nur vorgeschobener Mist, um zukünftig evtl. Ausbaukosten zu sparen

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      • Ist mir bewusst. Aber jetzt lassen sie halt die Hosen runter und es sollte klar sein, um was es geht. Geld ziehen von Abnehmern und Anbietern. Und weiß nicht ob du mir da zustimmst, aber mit diesen neuen Aussagen ist es durchaus ein Thema der Netzneutralität.

        Allerdings gibt es eben auch kein Gesetz in Deutschland, dass diese vorschreibt. Von daher kann die Telekom das tatsächlich durchziehen. Da helfen auch keine Pseudo-Briefe von Herrn Rösler, der ohnehin nur Wahlkampf betreibt im Moment.

        Einzige, in meinen Augen, vernünftige Reaktion: Den Anbieter wechseln, wenn man denn die Möglichkeit dazu hat. In meinem Fall spare ich dabei sogar noch Geld und bekomme mehr Leistung.

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        • Noch ein kleiner Zusatz zum ersten Abschnitt:

          Allerdings macht die Telekom das recht raffiniert, bzw. die getroffene Aussage ist raffiniert. Sie sprechen nämlich nicht davon, dass direkt Youtube Traffic bei Zahlung durch Google vom Traffic ausgenommen wird, sondern sprechen davon, dass Youtube dann in Entertain integriert werden würde. Dann wäre es wieder ein anderes VLAN (was ja auch so sein muss, wie sonst will man den Traffic ohne weitere technische Maßnahmen unterscheiden) und man könnte wieder sagen, dass es „Fernsehen“ ist, wie in deinem ursprünglichen Text geschrieben.

          Allerdings, und das ist für mich schon vor dieser Aussage ein wenig der Kasus Knacksus: Ich habe Entertain (noch) und da geht weit mehr als nur Fernsehen drüber. Da läuft ebenso Videoload drüber und diverse Mediatheken, in denen man alles mögliche Abrufen kann. Das verursacht dann halt schon ein „G’schmäckle“ wie man bei uns so schön sagt.

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        • Ja, je nach Ausgestaltung könnte es die Netzneutralität gefährden.

          Wie schon in nem Kommentar weiter oben von mir geschrieben, wäre die wohl fairste und auch netzneutralitätswahrenste Form, dass der Provider der outgoing-Traffic verursacht sich auch am incoming-Traffic der anderen beteiligt.

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