Rezept für Kriminalität: 1x Täter, 1x Opfer und 1x Tatgelegenheit

Die Kriminologie beschäftigt sich zum großen Teil mit der Frage wie Kriminalität entsteht. Dabei gibt es unterschiedliche Theorien mit verschiedenen Ansätzen. Der simpelste Grundsatz lautet, dass man drei Faktoren benötigt: Einen Täter, ein Tatopfer und eine Tatgelegenheit. Prävention kann man dadurch erreichen, dass man einen dieser Faktoren ausschaltet.

Zum Beispiel indem man verhindert das Personen Täter werden, zum Beispiel durch gezielte Präventionsprogramme bei Risikogruppen. Eine andere Möglichkeit ist, dass man Opfer vermeidet, dies kann zum Beispiel durch die Sensibilisierung erfolgen. Und der dritte Faktor ist die Tatgelegenheit. Den dritten Faktor wenden wir jeden Tag an, wenn wir zum Beispiel unsere Wohnungstür abschließen. Aber auch städtebaulich kann man hier drauf einwirken, zum Beispiel in dem „Tote Plätze“ vermeidet. Tote Plätze bezeichnet Orte die schwer einsehrbar sind und keine Fluchtwege bieten. Auch Frauenparkplätze in Parkhäuser nsollen die Tatgelegenheit verhindern. Warum ich das erzähle? Weil genau diese Faktoren selbst live bewusst erlebt habe.

Als Jurist geht man mit anderen Augen durch die Welt. Ich glaube kaum ein Studiengang prägt einen Menschen so, wie das Jurastudium. Sieht man ein Loch mit Sicherungsbänder, denkt man an Verkehrssicherungspflicht. Steht man an der Kasse, zählt man die einzelnen Willenserklärungen und wenn man „Eltern haften für ihre Kinder sieht“, exerziert man, unter welchen Umständen die Eltern tatsächlich nur haften. Besonders tritt dieser Effekt auf, wenn mehrere Juristen auf einem Haufen sind.

Ich war mit einem Freund, der das erste Staatsexamen schon hinter sich hat und ebenfalls auf Strafrecht spezialisiert ist, im Stadtteil in dem ich aufgewachsen bin. Man fühlte sich dort tatsächlich gleich 15-Jahre jünger. Es ist das tiefste Harburg und kann sicherlich als sozialer Brennpunkt bezeichnet werden. Hoher Ausländeranteil und geringer sozialer Stand sorgen für eine hohe Kriminalität.

Wir waren am Abend, so gegen 20 Uhr, an einem Teich. Schon der Weg dorthin war komisch. Ein dunkler weg unter einer Autobahnbrücke. Links ein kleiner Fluss und rechts Gebüsch. Kein Fluchtweg links oder rechts und nur leichtes Licht von Laternen. Begegnet sind uns vereinzelt typische südländische Ghettogangsta. Wir schauten uns am Ende an und einigten uns einstimmig darauf, dass das ein ganz typisches Beispiel für einen „toten Platz“ ist. Und waren uns auch einig, dass wir auch alleine, obwohl wir beide sicherlich wehrfähige Personen sind, solche Wege meiden würden.

Wir gingen dann im Dunklen ein stück um den Teich und trafen auf eine Gruppe Südländer so ca. 8-10 Stück. Während mein Kollege noch scherzte „lass erstmal den Jogger vorlaufen und gucken ob er lebend dran vorbei kommt“, hab ich todesmutig nur gesagt „Ich bin strafrechtlicher, mir können die nix!“. Alle paar Meter trafen wir auf kleine Grüppchen männlicher Jugendlicher die ihre „Geschäfte“ abzogen. Teilweise konnte man Wortfetzen auffangen ala „Ich fick die Bullen!“, „Ich geh mir erstmal im Wald jetzt einen Bauen“ usw…

Dann saßen wir am Ufer und es kamen zwei Südländer an uns vorbei. Standen dann so ca 1-2 Meter von uns weg und erzählten „Alta dann derbe Falsche Kopf und er derbe Platzwunder musste derbe genäht werden alter er hat derbe kassiert“. Ich muss sagen ich finde solche Personen und Situationen immer ganz lustig. Und sagte nur zu meinem Kollegen „Darum machen wir Strafrecht und kein Zivilrecht!“. Dann haben die n bissel Musik aus ihrem Handy (in fürchterliche Qualität) gemacht. Den großen Auftritt hatten die beiden dann aber, als zwei Mädels vorbei kamen. „Wollt ihr euch nicht zu uns setzen?“, „ne sorry, wir saßen eben schon“, „ja passt doch, eben habt ihr gesessen und nun könnt ihr reiten“. Ich musste tatsächlich schmunzeln und wollte ihm schon nen Daumen geben. Die Mädels gingen weiter und die beiden sprachen dann untereinander und es wurde noch besser. „Digga du biste derbe ALT! Du hast ne Freundin! Digga wie Alt du bist!“… Fand ich gut die beiden.

Während ich dann mit meinem Kollegen weiter drüber scherzte, ob die wohl rechtzeitig ins Bett gehen, weil ja morgen Schule ist und, dass wir sicherlich die mal später bei uns in der Kanzlei haben werden, wurden es immer mehr. Irgendwann standen da 12-15 junge Südländer ca 10 Meter weg. Und dann sagte ich „Zwei von denen finde ich ja noch ganz putzig, aber bei der Gruppe da hinten mach ich mir langsam Sorgen.“ und es dauerte keine 5 Minuten, da eskalierte die Situation dahinten auch und die Gruppe ging aufeinander los. Nach dem Motto „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ wollte ich erstmal abwarten, war aber schon kurz davor die Polizei zu rufen. Nachdem sie sich auf der Straße bissel geprügelt haben und mehrfach auseinander gingen und wieder aufeinander zu, entschlossen sie sich doch abzuziehen.

Die Geschichte war aber eigentlich immer noch net die, die ich eigentlich erzählen wollte. Das sollte nur ein bisschen erklären, in was für einer Gegend wir uns dort aufgehalten haben. Ein Gebiet welches zumindest ein hohes Konfliktpotential bietet. Und da saßen wir nun noch n paar Minuten… Und dann kam ne Joggerin… Anfang 20… Recht gut gebaut… Und joggt um den unbeleuchteten Teich umgeben von tiefem Wald… Und wir schauten uns beide an, und ich sagte nur „Wenn du sowas in ner Akte sehen würde… Denkste das gleiche wie ich?“… „Selbst schuld?“…

Und da kann man nun sicherlich ne lange Debatte drüber führen. Einig ist man sich sicherlich, dass es einen Täter nicht entschuldigt, wenn das Opfer gezielt solche Situationen sucht… Aber man wundert sich doch schon. Warum joggt man als junges Mädel einen dunklen Waldweg lang in einem Gebiet, in dem selbst ich mich, als einheimischer wehrhafter junger Mann in Begleitung stellenweise schon unwohl fühle? Ich meine klar, ich kenne die Statistik nach der Sexualdelikte auf dunklen Waldwegen von unbekannten Drittern sehr sehr sehr selten sind, aber wenn sowas passiert, dann an genau solchen Orten: Es gibt dort Täter mehr als genug, die Tatgelegenheit ist mehr als gegeben und man selbst bietet sich als Opfer an.

Ich hätte meine Freundin dort nicht joggen lassen…

10 Gedanken zu „Rezept für Kriminalität: 1x Täter, 1x Opfer und 1x Tatgelegenheit“

  1. Nette Story, aber ich muss sagen, dass dich jeder Studiengang in eine Richtung schädigt und dich vieles mit anderen Augen sehen lässt. Und erst recht wenn mehrere Menschen, die das gleiche studieren aufeinander zukommen und dadurch halt ein „Insider-Gespräch“ entsteht, ist das für Außenstehende nur schwer fassbar.

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    • Sehr richtig dass du von jedem Studiengang geprimt wirst. Sonst wuerderst ja nicht absonderlich viel lernen.

      Aber interessant eine Sicht vom Mann zu sehen. Alleine duch den Wald zu rennen ist wirklich nicht besonders intelligent. Frauen sind komplex und sie hat bestimmt lange darueber nachgedacht. Deshalb ist es auch so spaet geworden. 🙂

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  2. Ja, der Autor dieses merkwürdigen Artikels denkt so, wie ein Täter denken muss. Genau deswegen schämen sich vergewaltigte Frauen und sehen von einer Anzeige ab, nachdem jemand ihr Leben zerstört hat. Frau ist ja immer selbst schuld, wenn sie sich im dunkeln in der freien Natur bewegt. Gibt jedem kranken A…… natürlich das Recht, sie zu vergewaltigen. Die Joggern hat sicher ihr Recht auf Unversehrtheit wahrgenommen, aber schade ist es ja doch, dass der Autor genau dieses Recht allen Frauen in bestimmten Situationen einfach abspricht. Sehr einfühlsam gegenüber dem Täter…

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    • Es tut mir Leid, aber ich sehe das auch etwas anders. Wenn man in einem Gebiet ist, in dem es ein Konfliktpotenzial gibt, fordert man sein Schicksal nicht heraus.
      Oder selber an die Nase gefasst: Würdest du etwa, wenn du weisst, dass es gefährlich ist, am Abend in einem Wald joggen gehen, OBWOHL du weisst, dass dort etwas passiert sein könnte?
      Dann, und genau dann, kann man etwas dafür. Genau das nicht machen.

      Natürlich verschwinden auch am helllichten Tag am Bahnhof mit zehntausenden von Menschen irgendwelche Personen. Das will ich hier gar nicht abstreiten. Aber das ist dann etwas was man selber nicht beeinflussen hätte können.

      Und damit sage ich nicht, dass man das Recht hat, jemand zu vergewaltigen.
      In einem hast du Recht: mit der Scham von Vergewaltigten Frauen. Oft ist dies aber auch, weil die meisten Personen von nahen Verwandten vergewaltigt werden und nicht vom schwarzen Mann.

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    • Du hast den Text nicht verstanden. Es ging nicht um das „Recht sie zu vergewaltigen“. Es ging um das „Vermeiden von Kriminalität“.

      Genauso wie du natürlich das Recht hast dein Fahrrad unabgeschlossen am Bahnhof abzustellen, hast du das Recht überall durch dunkle Wälder zu laufen. Trotzdem empfehle ich dir das Fahrrad abzuschließen und nicht alleine durch dunkle Wälder zu laufen.

      Ob eine andere Person das Recht hat das Fahrrad zu nehmen oder irgendwie dadurch gerechtfertigt ist, darum ging es in dem Text gar nicht.

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