Heute gings für uns Praktikanten zur Hamburger Polizeileitstelle. Also der Ort an dem die Notrufe über 110 eingehen und die Streifenwagen koordiniert werden. War wirklich sehr interessant. Auf der einen Seite werden an Arbeitsplätzen mit mehreren Monitoren die Anrufe angenommen. Auf den Monitoren sind dann Stadtpläne, die Eingabemasken, die verfügbaren Streifenwagen und so weiter. Auf der anderen Seite sind dann die Funker, die die Streifenwagen zu den jeweiligen Notrufen hinschicken. Die Funker heißen Michel 1-5 (Nach dem Wahrzeichen der Stadt) und die Streifenwagen Peter und ihre Kennziffer dahinter. Dabei besitzt die Hamburger Polizei auch nen Smart als Streifenwagen, der als einziger Wagen die Kennung „Peterchen“ hat.
Rund 1/3 der Anrufe bei der Polizei sind Scherzanrufe. Entweder die typischen Anrufe nach Schulschluss oder aber ältere Leute die nach der Uhrzeit fragen, weil sie ihre Medikamente nehmen müssen. Die Leitstelle hat auch Stammkunden, wobei der Rekord bei rund 3000 Anrufe pro Tag von einem einzelnen liegen soll, dabei kamen fünf Handys gleichzeitig zum Einsatz. Als der gute Herr einmal kurzfristig eingewiesen wurde, hatte das massive Auswirkungen auf die Statistik der Leitstelle. Ein weiteres Drittel sind Informationsauskünfte, als zum Beispiel welche Polizeidienststelle zuständig ist und ein Drittel sind dann tatsächlich Notrufe für die dann ein Streifenwagen losgeschickt wird.
Pro Anruf wird dann eine digitale Akte angelegt und in der wird dann der weitere Verlauf protokolliert. Ruft ein Anrufer noch einmal von der Nummer an, dann öffnet sich sofort die Akte und man weiß was bisher schon geschehen ist. Je nachdem in welche Kategorie der Anruf dann eingeteilt wird, erhält der Streifenwagen die Erlaubnis zur Blaulichtfahrt oder nicht. Auch sind die Kategorien nach Priorität eingeteilt, das bedeutet, dass eine Ruhestörung Samstagabend hinter der Messerstecherei anstehen muss. Spannend war auch, dass CSI-Like zwei große Flachbildschirme von der Decke hingen auf denen sie sich die einzelnen Verkehrsüberwachungskameras der Stadt live einspielen lassen können. Wenn also zum Beispiel auf ner Autobahn oder ner großen Kreuzung ein Unfall ist.
Wir durften auch in einige Notrufe reinhören wobei wirklich alles dabei war. Unfälle auf der Autobahn, Suizidversuche, Sohn der seine Mutter mit dem Messer bedrohte, Reizgas in ner Schule oder ähnliches. Das Hauptproblem ist, dass die Leute meist nicht sagen können wo sie sich gerade befinden. Während Festnetznummern recht schnell geortet werden können, dauert es bei Handys je nach Netzanbieter ne Weile und dann hat man auch erstmal nur die Funkzelle. Für eine genauere Ortung müsste dann ne Spezialabteilung bemüht werden. Von daher sollte man mehr sagen können als „bin bei McDonalds“.
Lustig war auch, dass wir selbst nen Einsatz ausgelöst haben. Denn als sich unsere Gruppe von 17 vor dem Polizeipräsidium traf, sah uns ein Streifenwagen. Dieser informierte die Leitstelle, dass vor dem Polizeipräsidium eine Demonstration sei. Der Leiter der Leitstelle erinnerte sich dann aber doch daran, dass er uns erwartet.
Auch wurde endlich meine Frage beantwortet, wann man wirklich die 110 anrufen sollte und wann direkt das Polizeirevier: Immer wenn ein Streifenwagen benötigt wird, sollte man die 110 anrufen. Ruft man nämlich direkt beim Polizeirevier auf dem Festnetz an, dann muss das Revier der Leitstelle mitteilen, dass sie einen Wagen rausschicken, damit man in der Leitstelle weiß, dass der Wagen nicht zur Verfügung steht. Von daher ist es Jacke wie Hose und die 110 ist nicht nur für wirkliche Notfälle da, sondern auch für kleine Parkrempler oder so. Mit 1/3 Scherzanrufen ist man aber vermutlich eh abgehärtet.
Es war jedenfalls ultra spannend das ganze Mal hautnah zu erleben. Auch wenn es an nem Mittwochvormittag natürlich recht ruhig war. Die durchschnittliche Antwortzeit in Hamburg liegt übrigens bei rund sechs Sekunden, womit man Deutschlandweit sehr weit vorne liegt. Teilweise haben Großstädte bis zu einer Minute Warteschleife, weil zuwenig Personal eingesetzt wird.